Aus der Forschung:

Haben Hunde eine innere Vorstellung von ihren Halter:innen?

Beitrag vom Do., 04. Mai 2023 zuletzt aktualisiert am Di., 28. November 2023

Hunde sind für ihren ausgezeichneten Geruchssinn bekannt und nutzen diesen unter Anderem zur Wiedererkennung von Artgenossen.1

Erwarten Hunde beim Verfolgen einer Spur einen bestimmten Menschen?

Die Wissenschaftlerin Juliane Bräuer und ihr Kollege Damian Blasi gingen im Rahmen ihrer Forschung der Frage nach, ob Hunde eine innere Vorstellung von bestimmten Menschen haben, wenn sie deren Geruchsspur verfolgen. Dafür beobachteten sie Hunde, die nach ihren Herrchen und Frauchen (und anderen engen Bezugspersonen) suchten.2

Die Hunde hatten die Möglichkeit, eine etwa 15-Minuten alten Spur von einem „ihrer“ Menschen zu erschnüffeln – dabei wurden unter Anderem das Ausmaß des Schnüffels, die Kontaktaufnahme zur Bezugsperson untersucht und, ob die Hunde sprangen oder Lautäußerungen von sich gaben. In der Hälfte der Durchgänge fanden die Hunde am Ende jedoch nicht die Person, dessen Fährte sie zuvor gefolgt waren, sondern die jeweils andere Bezugsperson. Hierbei zeigten die Hunde mehr Erregung im Vergleich zu den Durchgängen, in denen sich am Ende der Suche tatsächlich der Mensch befand, dessen Geruchsspur erschnüffelt wurde.2

Laut Studienautor:innen haben Hunde eine geruchsbasierte mentale Vorstellung von Bezugspersonen

Juliane Bräuer und Damian Blasi werteten die stärkere Aufregung als Überraschungseffekt und als Unterstützung für ihre Annahme, dass Hunde eine innere Vorstellung von ihren Halter:innen und anderen engen Bezugspersonen haben2. Der individuelle Eigengeruch schien Hunde einen ganz bestimmten Menschen erwarten zu lassen. Allerdings kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass die Studienergebnisse bspw. durch unbewusste Signale der Hundehalter:innen verfälscht wurden.

 

Weitere Informationen zur Studie

Details zum Studienaufbau sowie zur Beurteilung der Studienqualität können in der Veröffentlichung „Dogs display owner-specific expectations based on olfaction" von Juliane Bräuer und Damian Blasi in Scientific Reports (2021 Feb 8; 11 (1): 3291) nachgelesen werden.

 

Quellen

  1. Miklosi, A. Dog Behaviour, Evolution, and Cognition (Oxford University Press, Oxford, 2009). 

  2. Bräuer, J. & Blasi, D. Dogs display owner- specific expectations based on olfaction. Scientific Reports (2021 Feb 8; 11 (1): 3291).

 

Hinweise zum Beitrag

Tiermine interessiert sich für die Forschung zum Hundeverhalten und berichtet über einzelne wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die Auswahl der Studien erfolgt unsystematisch und ist somit nicht repräsentativ für den jeweiligen Forschungszweig – Tiermine möchte vielmehr einen Einblick in die Bandbreite der Forschungsfelder zum Verhalten von Hunden (und ihren wilden Verwandten) geben. An dieser Stelle kann daher keine detaillierte Betrachtung der Forschungsmethodik der vorgestellten Untersuchung erfolgen (die Qualität der zitierten Studie darf gerne in den Kommentaren diskutiert werden). Bitte beachten Sie, dass einzelne Studien in ihrer Aussagekraft begrenzt sind – Forschungsergebnisse können zufällig entstehen, ohne dass der gefundene Zusammenhang tatsächlich besteht. Wissenschaftler:innen und Referent:innen, die themenspezifisch einen sehr guten Überblick über die wissenschaftliche Primärliteratur haben, sind herzlich eingeladen, tiefergehende Gastbeiträge zur Verhaltensforschung von Hunden auf Tiermine zu veröffentlichen.

 

 

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